In Muxia angekommen, kamen wir sofort mit einem Franzosen ins Gespräch. Als wir fragten welches Boot ihm gehört, zeigte der Franzose in eine Reihe mit 2 Booten. Das gammelige Holzboot war seins und wir waren etwas Sprachlos. Es machte dann wieder etwas mehr Sinn, als der Franzose mit dem Holzboot meinte, dass er Schreiner ist und parallel zur Reise sein Holzboot innen ausbaut. Später am Abend erfuhren wir, dass der französische Schreiner mit dem Holzboot als Straßenmusiker auftritt und sich damit versorgt. Auch ins Bild dieses französichen Schreiners und Gitaristen mit dem Holzboot passte, dass er ein absolut verbissener Technologieverweigerer ist und wohl für Celloverhältnisse ziemlich null Technologie an Bord hat. (Mathematisch natürlich >null 😉)

Irgendwann kam der technologieverweigernde, französische Schreiner und Gitarist mit dem Holzboot zu uns an den Steg und fragte, wie wir das Wetter abschätzen? Also haben wir ihn auf ein Bier eingeladen und ihn mit dem teuflischen Computer und der darauf zu sehenden Wettervorhersage konfrontiert. Jetzt, da wir nun gemütlich beisammen saßen, mit dem biertrinkenden, technologieverweigernden, französichen Schreiner und Gitarristen mit dem Holzboot war meine Gitarre nicht weit und wir durften uns blumig von ihm berieseln lassen. Als der biertrinkende, technologieverweigernde, französische Schreiner und Gitarrist mit den Holzboot irgendwann seine klassische Gitarre geholt hat, kam es zu einer (für mich das erste mal) Jam-Session. War echt witzig mit dem bärtigen, biertrinkenden, technologieverweigernden, französischen Schreiner und Gitaristen mit dem Holzboot zusammen zu klimpern, wobei er meist die Solostimme gespielt hat zu meiner akkordbegleitenden Stimme. An diesem Abend habe ich viel dazugelernt. Die Pentatonik Tonleiter in solch leichter Kombination auf dem Griffbrett hab ich glaube schon einmal von Reiner, einem Abimitschüler, gezeigt bekommen aber anscheinend waren meine Aufnahmemöglichkeiten damals und meine gitarrentheoretischen Fähigkeiten nicht in Einklang mit der Informationsflut.

Am nächsten Tag durfte ich mich in einen seltenen Zustand des von meinem Geklimper einnehmenden Rausches spielen indem wild alle Töne dieser pentatonik chaotisch gemixt wurden. Sooo gut.

Auch hat mir der bärtige, biertrinkende, technologieverweigernde, französische Schreiner und Gitarrist mit dem Holzboot den Tipp gegeben, dass wenn man als Straßenmusiker die schönen Mädels und das Geld haben will, man sich verexhibitionieren und an hellen, zentralen Plätzen spielen muss. Oder man spielt für sich in gemütlicher, gedämpfter, ruhiger Atmosphäre ohne Stress.

Die Tage drauf in Fisterra hab ich mir also erst aus Versehen einen ruhigen Brunnen gesucht und bestimmt eine in Summe einstellige Anzahl von Personen bespielt, mit 2 Liedern. Der zweite Platz war hell, offen und an einem riesigen rostigen Anker, der da so als Denkmal wegen etwas bestimmtem da rumsteht. So viel Ruhm und Geld hat mit der Platz neben dem großen rostigen Anker Denkmal nicht gebracht. Obwohl bestimmt eine zweistellige 😉 Anzahl von Leuten vorbeigelaufen sind, gab es kein Münzgeld zu wiegen. Aber das mit den lächelnden Mädels stimmt.

Jetzt hier in Porto habe ich gesehen wie es richtig geht. Oberkörper nackt, barfuß auf einer Brasilianischen Flagge mit Mikro + kleines Mischpult + Bose Soundsystem. Natürlich in Portugisisch und nur Songs bei denen jeder auf der Straße durchdreht und mitsingt.

Wenn ich sing AiAiAi singt ihr OuOuOu
Wenn ich sing OuOuOu singt ihr dann AiAiAi
Und 3…2…1… und
AiAiAi . . . . . . . ?
OuOuOu . . . . . . . ?

PS. in Gedanken an den 100 jährigen der aus dem Fenster stieg und verschwand.



Kommentare

  1. vquadrat

    Hey ihr Segelkünstler,

    finde es überragend, dass Raimund mittlerweile seine erste Jam-Session hinter sich hat… Weiter so!
    Wir haben hier die Rückstände von vier Gitarren an Raimunds Wand hängen und ich bin leider noch kein einziges Mal zum Üben gekommen… SchAnDE über mich!

    Außerdem finde ich es wirklich sehr stark, dass Euch inzwischen sogar ehemalige Kollegen besuchen und einladen! „Normal“ ist das in meinen Augen leider noch nicht…
    Diese außergewöhnliche Aktion bekommt von mir alle verfügbaren „Daumen hoch“!!!

    Genießt auf alle Fälle den Surfspot und grüßt mir die Wellen…

    Beste Grüße
    VV

    1. LoREe

      !!!SAUGUT!!!
      …ich würde mit singen, lächeln und eine Münze werfen…den Wangener Musiker Kids werfe ich zumindest eine Münze ein und denke an dich 🙂

  2. El F.

    „Und der Wolf streifte um die Stadt. Er war von ihr angezogen aber er wusste, dass er nicht dorthin gehört.“ 🙂 Das kommt aus meinem Gedächtnis und ist sicher nicht so aufgeschrieben worden…. Sogar der kleine Hase bewundert diesen Wolf…. 😉

  3. Guido

    Moin Männers,
    immer wieder gut und interessant eure Berichte und Erlebnisse. Ich bleibe am Ball. Bin selbst nach einer heftigen Fahrt durch den Kanal gut in Holland gelandet und gehe Montag ins Winterlager. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute für eure weitere Reise. Natürlich fair winds und immer die Handbreit Wasser unterm Kiel. Das mit dem Baum sollte ja jetzt passen. Bis denne .. der Guido

  4. Nicola

    Oh, Raimund!

    Wenn ich dir mal mit nacktem Oberkörper neben einem rostigen Anker oder an einem ruhigen Platz, Gitarre klimpernd über den Weg laufen sollte: Alle meine Münzen würde ich dir geben, und ein Lächeln schenken! 🙂

    (Auch wenn ich kein hübsches Mädel bin.)

    Nicola

  5. nico

    Hey-Ho Kameraden,

    wann geht Ihr All In?
    Wünsche Euch immer ne Handvoll Wasser unterm Kiel im Atlantik!

    Grüße nico

  6. A.N.N.A

    Hey!

    Es macht einen riesen Spaß euren Blog zu lesen und weckt viele Erinnerungen an mein geliebtes Nordspanien…. Auch Porto und die ganze Westküste Portugals ist ein Traum. Ich bin echt neidisch 😉.

    Genießt die Sonne, den Regen und den Sturm. Und weiterhin viel Glück auf eurem langen Weg!

    Ps.: Schnarcht der Skipper in der Koje,rammt die Crew fröhlich ne Boje.

    Viele Grüße aus der Heimat 😀

  7. Dj Sluny

    …immer wieder amüsant 😉 Danke für die tollen Storys. Einen portugiesischen Hit auf der Gitarre musst dir aber aneignen 🙂